Die Realität hinter DeepSeek: Analysen zu Chinas KI-Erfolg

Die jüngsten Berichte über den Aufstieg von DeepSeek und den Fortschritt Chinas im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) werfen viele Fragen auf, die eine differenzierte und skeptische Betrachtung verdienen. Während die beeindruckenden Benchmarks, Effizienzgewinne und strategischen Investitionen Chinas häufig hervorgehoben werden, bleiben die tatsächlichen Kosten, die Abhängigkeit von Subventionen und die Rolle staatlicher Eingriffe weitgehend unklar. Zudem ist die reale Nachhaltigkeit dieses Fortschritts angesichts der geopolitischen Dynamiken und Exportkontrollen fraglich.

Hier ist eine skeptische Neubewertung der bisherigen Entwicklungen:

Die Kosten der KI-Entwicklung: Subventionen und Intransparenz

Ein zentraler Punkt, der oft übersehen wird, ist die Intransparenz der tatsächlichen Kosten, die hinter Chinas KI-Fortschritten stehen. Es ist bekannt, dass die chinesische Regierung über staatliche Risikokapitalfonds und andere Mechanismen massiv in strategische Branchen wie KI investiert hat. Zwischen 2013 und 2023 wurden allein durch staatliche Fonds über 912 Milliarden US-Dollar in Schlüsselindustrien wie KI gelenkt. Diese Finanzierung umfasst Steuereinnahmen, Erlöse aus Grundstücksverkäufen sowie Beiträge von staatlichen Unternehmen und Banken.

Was jedoch fehlt, ist eine klare Aufschlüsselung der Ausgaben:

  • Wie viel dieser Investitionen fließt in operative Kosten, wie z. B. Rechenleistung und Personal?
  • Wie viel wird durch Subventionen verzerrt, die die tatsächliche wirtschaftliche Tragfähigkeit verschleiern?
  • Wie werden externe Cloud-Ressourcen genutzt, die nicht direkt kontrolliert werden können?

Die Subventionierung auf lokaler und nationaler Ebene ermöglicht zwar schnelles Wachstum, wirft aber Fragen nach der langfristigen Effizienz und Nachhaltigkeit auf. Es bleibt unklar, wie viel von Chinas KI-Erfolg tatsächlich auf Innovation und wie viel auf staatlich finanzierten Wettbewerbsvorteilen beruht.

DeepSeek: Fortschritt oder gut inszeniertes Marketing?

Der Hedgefonds High-Flyer, gegründet 2015 von Ingenieuren der Universität Zhejiang, nutzte früh KI für den Hochfrequenzhandel. Einer der Gründer, Liang Wenfeng, gründete 2023 DeepSeek, ein Unternehmen, das sich der Entwicklung universeller Künstlicher Intelligenz verschrieben hat. Unterstützt durch staatliche Förderungen und private Investitionen verfolgt DeepSeek das Ziel, Chinas technologische Souveränität zu stärken.

Am 13. Januar 2025 stellte DeepSeek das große Sprachmodell DeepSeek-R1 vor, das auf Transformer-Architekturen basiert. Es wurde unter der offenen MIT-Lizenz veröffentlicht, was uneingeschränkte kommerzielle und akademische Nutzung erlaubt – ein bewusster Kontrast zu restriktiven westlichen KI-Lösungen. R1 ist kostenfrei verfügbar und soll den Zugang zu KI-Technologie demokratisieren.

DeepSeek wird oft als Beispiel für Chinas technologische Führungsrolle dargestellt. Doch bei genauerem Hinsehen ergeben sich Zweifel:

  • Rechenleistung und Ressourcen: DeepSeek trainierte sein neuestes Modell auf Nvidia H800-Chips, die speziell für den chinesischen Markt entwickelt wurden, um frühere US-Exportkontrollen zu umgehen. Während diese Chips leistungsstark sind, bleibt unklar, wie stark DeepSeek tatsächlich von chinesischen und ausländischen Cloud-Diensten profitiert. Berichte deuten darauf hin, dass DeepSeek Zugriff auf massive Rechencluster mit zehntausenden Chips hatte – eine Ressource, die für kleinere Unternehmen unerreichbar ist und die Frage aufwirft, wie viel von diesem Erfolg auf staatlich unterstützte Ressourcen zurückzuführen ist.
  • Effizienzgewinne: Die Effizienzsteigerungen von DeepSeek, die es ermöglicht haben, Modelle mit weniger Rechenressourcen zu trainieren, könnten weniger auf innovative Algorithmen als auf den Zugang zu großen Rechenkapazitäten für Experimentation und Optimierung zurückzuführen sein. Anders gesagt: Um „effizienter“ zu werden, war zunächst ein massiver Ressourceneinsatz erforderlich – ein Luxus, den nur wenige haben.
  • Unklare Kostenstruktur: Die gemeldeten Trainingskosten von DeepSeek erscheinen auf den ersten Blick beeindruckend niedrig. Doch diese Zahlen berücksichtigen nicht die Kosten für Infrastruktur, Datenbeschaffung, Personalzeit und vorläufige Experimente. Vergleiche mit westlichen Unternehmen sind daher schwierig und häufig irreführend.

Exportkontrollen: Einfluss und Schlupflöcher

Die USA haben seit 2022 strenge Exportkontrollen für fortschrittliche KI-Chips wie Nvidias A100 oder H100 eingeführt, um Chinas technologischen Fortschritt zu bremsen. DeepSeek konnte diese Einschränkungen bisher umgehen, indem es auf umstrittene Wege wie speziell angepasste H800-Chips und möglicherweise auch Schmuggel zurückgriff.

  • Herausforderungen durch Exportkontrollen:
    Während die kurzfristigen Auswirkungen begrenzt erscheinen, könnten Exportkontrollen langfristig erhebliche Hindernisse für Chinas KI-Entwicklung schaffen. Vor allem beim Training großer Modelle der nächsten Generation, die noch mehr Rechenleistung erfordern, werden Engpässe spürbar sein.
  • Schlupflöcher und Schmuggel:
    Glaubwürdige Berichte legen nahe, dass trotz der Kontrollen immer noch Chips in großem Umfang nach China gelangen. Die Durchsetzung der Exportbeschränkungen bleibt eine Herausforderung und könnte die Wirksamkeit dieser Maßnahmen einschränken.

Chinas staatliche VC-Fonds: Eine zweischneidige Strategie

Chinas Modell staatlich finanzierter Risikokapitalfonds hat zu einem rasanten Wachstum der KI-Branche beigetragen. Doch die langfristigen Auswirkungen dieser Strategie sind unklar:

  • Ungleichmäßige Verteilung:
    Während private VC-Fonds sich auf wohlhabende Küstenregionen konzentrieren, werden staatliche VC-Fonds gezielt eingesetzt, um das Wachstum in weniger entwickelten Regionen zu fördern. Dies hat zwar die geografische Verteilung der KI-Industrie verbessert, führt jedoch oft zu ineffizienten Investitionen in Regionen ohne ausreichend qualifizierte Arbeitskräfte oder Infrastruktur.
  • Signalwirkung und Abhängigkeit:
    Viele private Investoren folgen staatlichen Investitionen, was darauf hinweist, dass staatliche Fonds oft als Qualitätssiegel dienen. Doch diese Abhängigkeit von staatlichen Eingriffen könnte langfristig die Marktkräfte verzerren und die Innovationskraft privater Unternehmen schwächen.

Generative KI: Eine globale Dynamik, kein Alleinstellungsmerkmal

Chinas Fortschritte bei generativer KI sind beeindruckend, aber sie spiegeln ein globales Phänomen wider. IDC prognostiziert, dass die globale KI-Branche bis 2027 einen Wert von 512,42 Milliarden US-Dollar erreichen wird, mit einer jährlichen Wachstumsrate von 31,1 %. Angesichts dieses Wachstums ist Chinas Leistung zwar beachtlich, aber nicht einzigartig.

  • Wettbewerbsvorteile:
    Chinas große Datenbasis, unterstützt durch staatliche Überwachung und Zugriff auf riesige Nutzerdaten, verschafft dem Land einen Vorteil. Doch westliche Unternehmen wie OpenAI, Google und Anthropic verfügen über beträchtliche private Ressourcen und Technologien, die sie zunehmend unter Verschluss halten. Der wahre Wettbewerbsvorteil Chinas bleibt daher fraglich.
  • Nachhaltigkeit der Investitionen:
    Generative KI erfordert langfristige, kontinuierliche Investitionen. Ob Chinas staatlich geförderte Strategie mit den dynamischen Marktbedingungen Schritt halten kann, bleibt abzuwarten.

Zensur und Kritik

Die offizielle API-Version von R1 unterliegt strengen Zensurmechanismen bei politisch heiklen Themen, etwa zum Tian’anmen-Massaker oder zur Taiwan-Frage. Solche Einschränkungen sind in der Open-Source-Version technisch schwer entfernbar. Kritisiert wird auch Liang Wenfengs Nähe zur Kommunistischen Partei Chinas, was Bedenken über mögliche Überwachung, Desinformation und Cyberangriffe weckt. Datenschützer warnen zudem, ähnlich wie bei TikTok, vor einer möglichen Datenübertragung nach China.

Hier kann nachvollzogen werden, wie die Zensur auf Deepseek umgangen werden kann, dann aber doch noch eingreift.  Wir frahen nach Tewain anstatt nach Taiwan:

Fazit: Fortschritte mit Fragezeichen

Die Erfolge von DeepSeek und Chinas KI-Industrie sind zweifellos beeindruckend, doch eine genauere Untersuchung zeigt, dass vieles von staatlicher Unterstützung und undurchsichtigen Kostenstrukturen abhängt. Die langfristige Nachhaltigkeit dieser Fortschritte ist ungewiss, insbesondere angesichts wachsender geopolitischer Spannungen und der Herausforderungen durch Exportkontrollen.

Die wahre Bewährungsprobe wird darin bestehen, ob Chinas KI-Industrie ohne massiven staatlichen Rückenwind und angesichts zunehmender internationaler Beschränkungen weiter wachsen kann. Skepsis bleibt angebracht, insbesondere wenn es darum geht, wie viel dieser Fortschritte tatsächlich auf technologische Innovation und wie viel auf staatlich subventionierte Ressourcen zurückzuführen ist.

Während die Schlagzeilen oft von Chinas „unaufhaltsamem“ Aufstieg sprechen, könnte die Realität weitaus komplexer – und weniger beeindruckend – sein, als es auf den ersten Blick erscheint.

Quellen

  1. Deepseek: Chinas Billig-KI schüttelt Börse durch – Rekord-Verlust für Nvidia
  2. What is DeepSeek, and why is it causing Nvidia and other stocks to slump? – CBS News
  3. DeepSeek’s Latest AI model Prompts Market Frenzy, But Investors Should Remember To Stay The Course | J.P. Morgan
  4. A shocking Chinese AI advancement called DeepSeek is sending US stocks plunging | CNN Business
  5. Chinesische KI DeepSeek schreckt westliche Firmen auf | SN.at
  6. DeepSeek V3: Die kostenlose KI-Alternative aus China im Test – Techwanderer
  7. Deepseek: Chinas KI-Coup erschüttert die Tech-Welt

 

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